Der Brand des Quirinusmünsters 1741

Der Brand des Quirinusmünsters 1741

„Bis zum Jahre 1741 erhob sich über das Neusser Land die an der höchsten Stelle des historischen Stadtkerns errichtete Quirinuskirche in den überlieferten hohen gotischen Helmen auf beiden Türmen. An die 140 Fuß hoch soll der Helm des Westturmes gewesen sein, dessen Gesamthöhe mit rund 300 Fuß, also etwa 100 Meter, angesehen wird. Er war der mächtigste Kirchturm weit und breit, ja man bezeichnete ihn als den höchsten Turm im ‚Vaterland‘, das hieß, im Erzstift Köln. Der Turm über der Vierung, der Stubben- oder Johannisturm, war niedriger. Dieses imposante Bild wurde jäh zerstört in der Nacht des 6. Februar 1741, als während eines Gewitters der Glockenturm vom Blitz getroffen wurde und in Flammen aufging. Das Feuer erfaßte das mächtige Eichengebälk des Glockenstuhles und ließ die Glocken in die Tiefe stürzen. Über Dächer und Dachstühle verbreiteten sich die Flammen hin bis zum Vierungsturm, wo sie ihr Zerstörungswerk an den Türmen, Giebeln und Konchen vollendeten. Die nächtliche Feuersbrunst wurde auch in Düsseldorf beobachtet und veranlaßte den dortigen Magistrat, die ‚stadtdüßeldorpfer Wasserspreutzen‘ zu Hilfe zu schicken. Jedoch war mit den beschränkten Mitteln jener Zeit dem tobenden Element kein Einhalt zu gebieten.“ (Joseph Lange, in: Neuss im Wandel der Zeiten, S. 174) Am Tag nach dem verheerenden Unglück, dem 7. Februar 1741, beriet der Rat der Stadt Neuss auf seiner turnusmäßigen Sitzung über die Bezahlung der aus Düsseldorf herbeigeeilten Löschtrupps. Den „pompen- und sprützenmeisteren“ wurde ein „donheur“ [Spende] von 6 Albus zuerkannt. Und auch „denen fuhrleuthen, so die sprützen hiehin gebracht“ wurde eine Entlohnung gegeben. Ob das Verbot von Fastnachtsspielen, das in der gleichen Sitzung beschlossen wurde, in Zusammenhang mit dem Brand steht, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurden die Wirte aufgefordert, „denen knechten und anderem jungen volck des abendts nach neun uhren ferner nicht zu zapffen und auff zu halten.“ Auch in der darauffolgenden Sondersitzung des Rates am 9. Februar war der Kirchenbrand noch einmal Thema. Die Bürger wurden aufgefordert, Materialien wie Blei, Eisen und Glockenspeise unter Strafandrohung weder aufzuheben, aufzukaufen noch „zum feilen Kauf“ anzubieten. Dies wurde durch einen Trommelschläger in der ganzen Stadt publiziert. Metalldiebe gab es anscheinend schon in früheren Jahrhunderten. Um sich auf die Verhandlungen mit der Äbtissin und dem Stiftskapitel zum anstehenden Wiederaufbau vorzubereiten, sollte in den archivierten Ratsprotokollen nachgesehen werden, welche Anteile Stadt und Stift am Wiederaufbau bei vergleichbaren Unglücksfällen in der Vergangenheit zufielen. Außerdem beschloss der Rat, die Ratsprotokolle zu konsultieren, um sich auf die Verhandlungen mit der Äbtissin und dem Stiftskapitel bezüglich des bevorstehenden Wiederaufbaus vorzubereiten. Es sollte geklärt werden, welche Beiträge jeweils die Stadt und das Stift bei vergleichbaren Unglücksfällen in der Vergangenheit geleistet hatten.

Das Ergebnis des sechsjährigen Wiederaufbaus war die Kirche in ihren heutigen Proportionen – mit dem flachen Pyramidendach auf dem Westturm und der vom Standbild des Stifts- und Stadtpatrons St. Quirin gekrönten Barockkuppel auf dem Ostturm. 23 Jahre nach dem Feuer erklang dann auch das neue fünfstimmige Glockengeläut, bis dieses 1914 einem weiteren Münsterbrand zum Opfer fiel …