Eintrag 47721. Februar 1856 Der Gemeinderath war heute in außerordentlicher Sitzung
versammelt, um über die Anlage einer Zweigbahnzwischen
dem Bahnhofe der Aachen-Düsseldorfer Eisenbahn und demdem Bahnhofe der Aachen-Düsseldorfer
Eisenbahn und dem
Erft-Canale respective dem Haupt-Zoll-Amte zu berathen. Der vorsitzende Bürgermeister
theilte den Stand der
derfallsigen Verhandlungen mit, wobei als die wesent-
lichsten Momente hervorgehoben wurde, daß durch Be-
schluß vom 24. April 1854 der Gemeinderath sich bereit
erklärt habe, der Eisenbahn-Direction außer der Ter-
rain-Hergabe das Bau-Capital der Zweigbahn mit
44 000 Thlr disponibel zu stellen, wenn die Bedingungen
wegen Verzinsung, Amortisations & Sicherstellung des
Kapitales annehmbar erscheinen, daß darauf unterm
8. Juni 1855 noch vielen schriftlichen und mündlichen
Anträgen jene Bedingungen von der Direction mitgetheilt
worden seien, die aber nach den Beschlüssen vom 27. Juniund 30. Juli vorigen Jahres
der Gemeinde-Vertretung nicht angemes-
sen geschienen hätten, so daß man, da die gethanen
Schritte in Aachen zur Erlangung günstigerer Bedingungen
für die Ausführung des Unternehmens, fruchtlos geblieben
waren, unterm letztern Datum beschlossen habe, höhern Orts
den Versuch zu machen, annehmbare, gegenseitiger Billig-
keit entsprechende Bedingungen zu erwirken, vorher
aber den hiesigen Handelsstand respective bemittelte Private
einzuladen, sich an dem Unternehmen in der Weise
zu betheiligen, daß das erforderliche Capital, etwa zu 3/4
auf diesem Wege beschafft werde, und so das Ganze als ein
Actiengeschäft zu betrachten sei, daß aber die zu dem
Ende erlassene Einladung an die hiesige bemittelte
Bürgerschaft das Resultat gehabt, daß nur 9 750 Thlr
gezeichnet worden, während man gedachte, ca 3/4 der
Kosten mit über 30 000 [rc] durch Zeichnungen von
Privaten disponibel zu machen. Über den Gegenstand wurde die Discussion eröffnet,
und es gab sich hierbei, wie bei früherer Gelegenheit,
entschieden die Ansicht kund, daß die Ausführung der
Zweigbahn für den Aufschwung des Handels und Verkehrs
hiesiger Stadt als eine Lebensfrage zu betrachten sei,
bei deren glücklichen und baldigen Lösung die er-
sprießlichsten Folgen unausbleiblich sein werden.
Gemeinderath hielt es, um der Verwirklichung des
Projectes näher zu kommen für anräthlich, eine Depu-
tation Bei der hierauf vorgenommenen Wahl der beiden
Mitglieder des Gemeinderathes, bei welcher der
Gemeindeverordnete Hesemann sich der Mitwahl ent-
hielt, wurden mittelst absoluter Majorität die
Gemeindeverordneten H. J. Linden und Fr. Graeffgewählt. actum ut supra...