Der Vorsitzende widmete dem verstorbenen Reichspräsidenten folgenden Nachruf:
Meine Herren!Der unerbittliche Tod hat eine Persönlichkeit hinweggerafft, die in der neuzeitlichen Geschichte Deutschlands eine bedeutsame Rolle gespielt hat. ReichspräsidentEbert ist am Samstag, den 28. Februar, vormittags, an den Folgen einer Operation, der er sich unterziehen mußte, gestorben. Man mag die politische und weltanschauliche Richtung des Hingeschiedenen verschieden beurteilen, den ehrlichen Sinn, von dem die Persönlichkeit Eberts in ihren Handlungen getragen war, muß auch der politische Gegner anerkennen.
Der rasche Tod des I. Präsidenten der deutschen Republik lenkt die Erinnerung in die tragischen Stunden zurück, wo unter der Wucht des für Deutschland unglücklichen Ausgangs des Weltkrieges alles zusammenbrach. Als damals alles drunter und drüber ging, wurde am 9. November 1918 Friedrich Ebert als Volksbeauftragter an die Spitze der Regierung berufen. Am 11. Februar 1919 wurde Friedrich Ebert mit 277 von 379 abgebenenen Stimmen zum Präsidenten des deutschen Reiches gewählt.
Der Gewählte nahm das Votum dankend entgegen und sagte:
"Ich gelobe, daß ich die Verfassung der deutschen Republik getreulich beachten und schützen werde. Ich will und werde als Beauftragter des ganzen deutschen Volkes han-
[Nächste Seite]deln, nicht als Vormann einer einzigen Partei. Alle diese Forderungen stellen an mich schwerste Aufgaben und Pflichten. Mein Bestes will ich dafür einsetzen, ihnen zu genügen. Gemeinsam aber wollen wir unermüdlich arbeiten für das Glück und Wohlergehen des freien deutschen Volkes."
Die mit diesen schlichten Worten gegebenen Versprechungen hat der hingeschiedene Präsident seinerseits getreulich gehalten, er hat über den Parteien stehend, die Pflichten seines schweren Amtes auch bei den wiederholten tiefgehenden Erschütterungen der Staatsordnung erfüllt.
Wir alle, meine Herren, nehmen innigsten Anteil an dem schweren Verlust, der das ganze deutsche Volk betroffen hat. Der hohe Verstorbene hat in Aufopferung aller seiner Kräfte, durchdrungen von Liebe und Sorge zu seinem Volke treue Arbeit für unser geprüftes Vaterland geleistet.
Sein Andenken wird bei uns allen in Ehren bleiben. Die Versammlung hat der Gedächtnisrede stehend zugehört.
Bereits vor Eröffnung hatten die Kommunisten den Saal verlassen.