Band 75: Eintrag vom  5. Februar 1926 (Nr. 217)

Eintragsübersicht (Band, Sitzung)

Transkription

 
Meine Herren!

Wenn heute der Ruf: "Neuss ist wieder frei", mächtigen Widerhall in unserer aller Herzen erweckt, so gedenken wir auch unserer Schwestern und Brüdern in den noch besetzten Zonen des Rheinlandes und wünschen, daß auch ihnen recht bald der Tag der Befreiung schlagen und im ganzen Rheinlande wieder Friede und Freiheit herrschen möge. Wir Rheinländer sind für den Frieden, weil unsere Wirtschaft und unser gesamtes Volk ihn braucht, um in stiller, zäher Arbeit zu genesen und mitzuarbeiten an dem Wiederaufbau unseres über alles geliebten Vaterlandes. Deshalb wollen wir dem abziehenden Gegner heute nicht Worte des Hasses nachrufen, vor allem, weil wir wissen, daß jetzt auch bei ihnen die Bereitwilligkeit vorherrscht, mit uns auf den Boden der Gleichberechtigung zu treten, und wenn wir dabei hoffen dürfen,

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daß uns nunmehr für lange Jahre ein ungestörter Friede nach außen hin beschieden ist, dann wollen wir diesen Frieden uns auch im Inneren erhalten. Wir wollen und dürfen die Einigkeit, die uns in schwerer Zeit zusammenhielt und stark machte nicht durch innere Parteikämpfe immer wieder gefährden. Wir wollen einig sein in der Liebe zu unserem großen deutschen Vaterlande, und aus dieser echten Vaterlandsliebe heraus wollen wir den Andersdenkenden mit Achtung und Verständnis begegnen. Dann wird es auch wieder aufwärts gehen, dann werden wir fortschreiten auf dem Wege der Kultur und Menschlichkeit. Das walte Gott!