Band 75: Eintrag vom  21. September 1926 (Nr. 335)

Eintragsübersicht (Band, Sitzung)

Transkription

 
25. Verkehrsfragen.

Der Vorsitzende macht Mitteilungen über die Aufgaben, die in nächster Zeit aus Anlaß der Lösung verschiedener Verkehrs- und Wirtschaftsfragen an die Stadt Neuss herantreten werden. Nach einleitender Darstellung der gegenwärtigen Verkehrslage sowie der schwebenden großen Projekte der Schnellbahn Köln - Düsseldorf - Industriegebiet sowie der geplanten Autofernstraßen wies der Vorsitzende darauf hin, daß die Verhandlungen mit der Stadt Düsseldorf über die Frage der Hafengemeinschaft, die infolge der von den beiderseitigen Stadtverwaltungen eingenommenen grundsätzlichen Standpunkte auf einem toten Punkt angelangt waren, demnächst unter Vermittlung des Regierungspräsidenten wieder aufgenommen werden. Sodann berichtet der Vorsitzende über den Stand der Verhandlungen bezgl. des Rheinbrückenprojektes bei Hamm, die von der Stadt Düsseldorf mit Eifer betrieben würden. Die Lage der Brücke ist entsprechend der Forderung der Rheinstrombauverwaltung und der Schiffahrtsinteressenten bei Kilometer 235,1 festgelegt. Über die Richtung und Breite der zur Brücke führenden Anschlußrampen, die von den beiden Städten je auf eigene Kosten auszuführen sind, liegen endgültige Projekte noch nicht vor. Bezüglich der Finanzierung des Brückenbaus, die ohne Rampen etwa 12 Millionen Mark kosten soll, sowie über eine evtl. prozentuale Beteiligung der Stadt Neuss machte der Vorsitzende nähere Ausführungen, desgleichen über die Vorschläge der rheinischen Bahnge-

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sellschaft bezgl. Benutzung der Brücke durch eine Seitens der Rheinischen Bahngesellschaft und der Stadt Neuss nun zu errichtenden Rundbahn vom Bahnhof Düsseldorf über Oberkassel Heerdt - Neuss - Neuss - neue Brücke Bahnhof Düsseldorf. Im Anschluß wurde das Projekt der Bestellung einer Straßenbahnverbindung des südwestlichen Stadtteils über die Friedrichstraße und Zollstraße nebst Durchbruch zur Oberstraße erläutert, das als eines der dringendsten Verkehrsaufgaben einer baldigen Lösung entgegengeführt werden muß. Der Aachen - Rhein- Kanal, der bei Neuss münden soll, ist zur Zeit Gegenstand eines lebhaften Meinungsaustausches zwischen den Beteiligten und interessierten Wirtschaftsverbänden, namentlich der Kohlenindustrie. Über die finanzielle Beteiligung der Stadt im Rahmen der vom Kanal berührten Kanalverbände lassen Angaben sich noch nicht machen. Es steht jedoch fest, daß der Kanal, wenn er kommt, für die Stadt eine ganz besondere Bedeutung haben wird und daß es Aufgabe der Stadt sein muß, alle Anstrengungen zu machen, um gegebenenfalls aus dem Kanalunternehmen die größtmöglichen Vorteile heraus zu holen. Nach kurzen Erläuterungen über den Ausbau des III. Hafenbeckens und über die Umlenkung des Autofernverkehrs über neu anzulegende Umgehungsstraßen gab der Vorsitzende eine Übersicht über die ungefähren Kosten, die zur Lösung der geschilderten Verkehrsfragen voraussichtlich erforderlich sein werden, wies jedoch darauf hin, daß die Stadtverwaltung selbstverständlich nicht daran denke, sofort oder in Kürze an eine Verwirklichung der weitausschauenden Pläne heranzugehen, daß es indessen Pflicht der Verwaltung sei, die namentlich in den benachbarten Großstädten betriebenen Verkehrsprojekte zu verfolgen und größtmöglichen Einfluß darauf zu gewinnen.