Band 50: Eintrag vom  26. November 1856 (Nr. 663)

Eintragsübersicht (Band, Sitzung)

Transkription

 

Es wurde hiernach die Berathung über die zur Sprache gebrachte Wiedereinführung des Schulgeldes in den Elementarschulen eröffnet:

Die Mitglieder der stadträthlichen Fachkommission waren über diesen Gegenstand in ihren Ansichten getheilt, und die darüber vernommenen städtische Schulkommission hatte ihr Gutachten dafür abgegeben, daß bei den obwaltenden drückenden Theuerungs-Verhältnissen die Wiedereinführung des Schulgeldes unverkennbar auf Schwierigkeiten stoßen werde, daß letztere aber am besten zu überwinden sein dürften, wenn ein allmähliger Übergang durch freiwilligen Zutritt zu zwei gut eingerichteten Zahlschulen für Knaben und Mädchen vorbereitet und vor Ausführung eines solchen Projectes eine Liste zur Einzeichnung auf diese Schulen offen gelegt würde.

Bei der weiteren Verhandlung der Sache wurde einer Seits geltend gemacht, daß die Wiedereinführung des Schulgeldes, auch abgesehen von den sehr mißlichen TheuerungsVerhältnissen gegenwärtig um so weniger zu motiviren sei, als die Stadt für das hiesige Gymnasium den bedeutenden festen Zuschuß von 3 250 Thlr leiste, während der höhere Unterricht nicht wie der Elementar-Unterricht für die Gemeinde ein Gebot der Nothwendigkeit wäre, was bei letzterem aber in der Weise der Fall sei, daß Eltern verpflichtet wären, ihre Kinder daran Theil nehmen zu lassen.

Andererseits wurde hervorgehoben, daß das Gymnasium der Bürgerschaft auch wiederum großen Nutzen eintrage, daß aber auch selbst bei Wiedereinführung des Schulgeldes in den Elementarschulen, die Stadt demnach für den Elementar-Unterricht große Opfer bringen müsse, daß ferner die Billigkeit denjenigen Personen gegenüber, welche keine Kinder zu erziehen haben, erfordere, daß ein Schulgeld erhoben werde, wozu noch komme, daß bei Zahlschulen ein besserer Unterricht, überhaupt eine bessere Schule unterstellt werden könne.

Nach noch weiterer Debatte wurde abgestimmt, und es sprachen sich von zehn Abstimmenden sechs gegen die Wiedereinführung des Schulgeldes und vier für dieselbe aus. Stadt-

[Nächste Seite] Stadtverordneter Dr. Sels hatte vor der Abstimmung für den eventuellen Fall den Antrag für die nächste Tagesordnung gestellt, daß die Versammlung zur Erlangung eines besseren Elementar-Unterrichts, worum es ihm lediglich zu thun sei, die Errichtung zweier Zahlschulen für Knaben und Mädchen, in welche jeder nach Belieben seine Kinder schicken könne, beschließen möge.

actum ut supra